Autor Bill Bonner - Kolumne AIG: Alles geregelt

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Bill Bonner Berichte & Kolumnen vom 25.03.2009

Quelle: Auszug aus dem Newsletter "Kapitalschutz Akte"

 
AIG: Alles geregelt
„Steinigt ihn zu Tode!"

Es ist kein Witz. Die Steinigung könnte wieder in Mode kommen. Es ist der Vorschlag den eines der Opfer Madoffs, vor dem Gerichtsgebäude machte.

Wir befinden uns in der „Wutphase", schreibt John Authers in der Financial Times. Es gibt keine Entschuldigungen mehr... die Leute wollen Blut sehen.

In einem Sack voll Schlangen in die Themse geworfen

Nachdem die Südseeblase im 18. Jahrhundert geplatzt ist, musste sich die Regierung Walpole einer ähnlichen Wut stellen. Sie ergriff das Eigentum der Unternehmensdirektoren und nutzte es, um damit die Opfer zu bezahlen. Und dann wurde eine Resolution im Parlament vorgebracht. Sie besagte, dass die Banker, die hier die Finger im Spiel hatten, gefesselt werden sollten und anschließend zusammen mit Schlangen in Säcke gesteckt und in die Themse geworfen werden sollten.

Bislang hat der Kongress noch nicht vorgeschlagen, Fannie Mae zu steinigen oder die Direktoren von AIG auf den Grund des Potamac zu schicken. Aber sie werden sich nach und nach für diese Ideen wohl immer stärker erwärmen.

„Der Kongress ist auf der Suche nach Köpfen, die fallen sollen", heißt es in der französischen Presse.

Ein Kongressmitglied - Senator Grassley - hat seine Aufforderung widerrufen, dass die Geschäftsführer von AIG Selbstmord begehen sollten. Ihm wäre es schon recht, so sagte er, wenn sie ein wenig Reue zeigen würden, sagte er.

Der Mob ist auf der Straße

Aber überall auf der Welt - und ganz besonders in Washington DC - sind die Massen auf den Straßen, sie riechen nach Schnaps und sie halten Stricke in ihren Händen.

Der nahe liegende Grund für diesen Ärger sind die Prämien, die an AIG gezahlt wurden - nachdem das Unternehmen eine Rettung durch das Geld der Steuerzahler im Wert von 170 Milliarden Dollar erhalten hatte. Dem New Yorker Justizminister zufolge haben 73 Geschäftsführer von AIG eine Million Dollar plus Prämienschecks erhalten.

„Wütende Demokraten fordern, dass AIG die Rettungsprämien zurückzahlt", sagt eine Schlagzeile aus der Finanzpresse.

Ich hoffe, liebe Leser, dass Ihnen bewusst ist, dass all das nur eine zynische Nebenhandlung ist. Es ist eine Ablenkung... ein selbst zugefügter Wahn. Die wahre Geschichte müssen Sie anderswo suchen... ich werde gleich darauf zurückkommen.

Zuerst einmal will ich feststellen, dass sich die Kurserholung in der vergangenen Woche fortsetzte. Die Aktien konnten bis Mittwoch 10% ihrer Verluste zurückgewinnen.

Das Licht am Ende des Tunnels...

Vergessen Sie nicht, dass wir es hier nicht mit einem neuen Bullenmarkt zu tun haben. Es ist eine Bullenfalle... eine Gegenbewegung innerhalb eines fortgesetzten Bärenmarktes. Wenn diese Phase der Wut hinter uns liegt... dann werden die Menschen vermutlich das Gefühl haben, dass das Schlimmste hinter ihnen liegt. Sie werden blinzeln und ein „Licht am Ende des Tunnels" erkennen. Und später werden sie dann feststellen, dass dieses Licht von einem Frachtzug stammte.

Die Aufwärtsbewegung wurde auf einen überraschenden Bericht aus der Immobilienindustrie zurückgeführt.

„Die Bauanträge für Eigentumswohnungen steigen unerwartet", erklärt eine Schlagzeile von Bloomberg.

Und als sich die Zentralbank zusammensetzte, ging es um einen „massiven Aufkauf" von Vermögenswerten - ganz besonders von amerikanischen Schatzanleihen - um so mehr Geld in das System zu bringen.

Es sind natürlich nicht alle Nachrichten gut. Bei den Autokrediten sind gegenüber dem Vorjahr 9% mehr mit ihren Zahlungen im Rückstand. Thornburg Mortgage ist scheinbar auf dem Weg in Richtung Insolvenz. Von Caterpillar heißt es, man wolle 2.000 Arbeiter entlassen. Weniger Bautätigkeit bedeutet weniger Bedarf an schwerem Gerät. Und von AMEX heißt es, dass sogar die besten Kunden mit ihren Rechnungen im Rückstand sind.

Aber wir wollen wieder in den Theatersaal gehen und unsere Plätze einnehmen. Die Politiker geben für ihre Lieblingsprojekte Geld aus... und dann tun sie so, als wären sie außer sich, wenn die Unternehmen das Geld dazu nutzen, ihre Rechnungen zu zahlen. Unter diesen Rechnungen waren Milliardenzahlungen an andere Unternehmen - besonders auffällig Goldman Sachs, einstiger Arbeitgeber und wichtigste Quelle des Vermögens von genau dem Mann, der die Rettung mit gestaltet hat, Hank Paulson.

Was hat sich die Regierung denn gedacht, als sie AIG das Geld gegeben hat? Dass sie damit an den Wohlfahrtsverein spenden?

Nein, liebe Leser... die Sache war so geplant. Und sie ist es immer noch. Und während sich die Presse und die Politiker über einige Millionen Dollar Prämien an die AIG-Leute ereifern, werden Milliarden mehr an die Vertragspartner von AIG bezahlt.

Eine Steuer-Transfusion für ein hirntotes System

Das ist nicht nur Geldverschwendung, sagt mein alter Freund Jim Rogers. Diese Rettungen verzögern eine Erholung sogar noch. Wieso das? Es ist ganz offensichtlich, dass Rettungen genauso wie jede andere Form von Subventionierung oder Wohlfahrtsprogramm die Leute dazu anregen, weiterhin das zu tun, was sie getan haben - ganz egal, wie unproduktiv das auch sein mag. Anstatt AIG, die Chefs und die Vertragspartner Pleite machen zu lassen, gibt man dem gesamten hirntoten System eine Transfusion aus dem Geld der Steuerzahler. Also müssen die Geschäftsführer nicht losgehen und sich eine neue Stelle suchen. Und AIG kann auch weiterhin die Hypothekenversicherungen feilbieten. Und auch die Vertragspartner werden vor ihren eigenen Fehlern geschützt.

Die nächste Generation zahlt

Die Regierung will natürlich die Steuern nicht anheben, um diese Inkompetenten im Geschäft zu halten. Und deswegen blutet sie die nächste Generation der Steuerzahler aus - die jetzt noch nicht da sind und nicht dagegen protestieren zu können. Anstatt dazu beizutragen, dass die Schulden durch den natürlichen Prozess einer deflationären Krise reduziert werden, fügt die Regierung also einfach noch mehr Schulden hinzu.

Schon jetzt gibt es Schulden im Wert von 20 Billionen Dollar, die zur Seite gewischt werden müssen, ehe die Wirtschaft wieder anfangen kann, ein solides Fundament zu errichten. Beim gegenwärtigen Sparverhalten wird es ungefähr 45 Jahre dauern, bis das erledigt ist. Das legt meiner Ansicht nach nahe, dass es nicht passieren wird. Ich glaube nicht, dass die Regierungen so lange still halten können. Und sie sitzen auch jetzt nicht still. Sie erhöhen den öffentlichen Schuldenberg noch schneller, als die Privatschulden abbezahlt werden.

Nach meiner Rechnung zahlt die Privatwirtschaft im Jahr 420 Milliarden Dollar - Netto - im Jahr ab. (Basierend allein auf den höheren Sparraten... ohne Berücksichtigung der Abschreibungen und der Zahlungsverzüge) Aber das Bundesdefizit soll in diesem Jahr Billionen Dollar betragen. Mit anderen Worten heißt das, dass die Regierung die Schulden viermal so schnell wachsen lässt, wie der Privatsektor seine Schulden abbezahlt.

Das ist keine gute Formel, wenn man das Problem hinter sich bringen will. Es verschärft das Problem nur noch.
 
Quelle:
http://www.investor-verlag.de/boersenwissen/kapitalschutz/aig-alles-geregelt-/
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