Autor Bill Bonner - Kolumne Das Leben in einer Blase

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Bill Bonner Berichte & Kolumnen vom 27.05.2009

Quelle: Auszug aus dem Newsletter "Kapitalschutz Akte"

 
Das Leben in einer Blase
Gestern... machte ich mich auf den Weg in die "Blasenwelt:"

Was ist hier los? Wann wird es vorbei sein? Wie schlimm glauben Sie wird es ausgehen? Was kann man noch tun, um es abzuwenden?"

Die Mitglieder des Kongress haben die gleichen Fragen, die wir anderen auch haben. Sie lesen das gleiche Geschwätz in den Zeitungen. Sie hören sich die gleichen Erklärungen von den Wirtschaftwissenschaftlern und den Bundesvertretern an. Sie fragen sich, was wirklich los ist.

Nicht dass ich es wüsste, aber sie fragen mich trotzdem.

Heute schreibe ich von den Ufern des Potomac. Mein alter Freund, der Kongressabgeordnete Ron Paul, hat zu einer vertraulichen Diskussion mit verschiedenen Mitgliedern des Kongresses eingeladen. Die Themen waren die Finanzkrise... und die Rettungsmaßnahmen. Ich war auch dort, um zu sprechen, aber ich habe mich natürlich mehr für das Zuhören interessiert.

Wissen die Abgeordneten, wovon sie sprechen?

"Sie verstehen das nicht", sagte ein Vertreter des Senats, den ich später traf, diese Menschen leben in einer Blasenwelt. Sie sind durch ihr Personal und durch das System selbst von der wahren Welt abgetrennt. Sie stellen sich vor, dass sie wissen, was da draußen los ist. Aber das wissen sie nicht. Sie wissen weniger als wir.

Und sie werden die letzten sein, die dahinter kommen. Sie sind so sehr damit beschäftigt, sich mit ihren Wählern zu treffen... sich mit den Spendern zu beschäftigen... Geschäfte mit ihren politischen Parteien und Unterstützern zu machen... und sie fühlen sich so großartig... sie haben nicht wirklich die Zeit, sich mit den aktuellen Themen zu befassen. Also verlassen sie sich darauf, dass ihr Personal und die Partei-Komitees ihnen sagen, was Sache ist, wofür sie stimmen sollen... und was sie denken sollen."

Während ich im Flur des Cannon-Gebäudes wartete, kamen zwei Herren in grauen Anzügen vorbei... ich habe ihre Unterhaltung aufgeschnappt:

Hast du bei der letzten Resolution mit "Nein" gestimmt? Du hättest mit Ja" stimmen sollen."

Ich dachte ich sollte Ja" stimmen, um den Streit kurz zu halten... soweit es mich betrifft, haben wir schon genug über Nancys Schwierigkeiten mit der CIA gehört..."

Es ging dabei aber nicht darum die Debatte kurz zu halten, das war nur eine technische Frage... in der es darum ging, ihnen zu erlauben, die letzte Abstimmung zu modifizieren."

Wovon sprichst du eigentlich?"

Ich weiß es nicht, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass es irgendetwas damit zu tun hatte, all diese Gelaber über Nancy und die CIA kurz zu halten..."

Ich verlasse mich darauf, dass die Mitglieder des Kongresses oft nicht wissen, wovon sie sprechen. Aber es ist schockierend, wenn man feststellt, dass sie oft nicht wissen, wofür sie stimmen. Und dass auch die Wähler das oft nicht wissen.

Der Economist berichtet beispielsweise, dass die Maßnahmen, die den Wählern aus Kalifornien in einer jüngsten Volksbefragung vorgelegt wurden, in Frage gestellt wurden... nicht von den Gerichten, sondern von den Sprachforschern. Diese haben behauptet, dass die Befragen in einer solchen Weise verfasst gewesen sei, dass es für einen einigermaßen vernunftsbegabten Menschen nicht mehr möglich gewesen ist, zu verstehen, was es bedeuten sollte.

Der Beitrag zum Treffen

Da das Treffen vertraulich war, kann ich Ihnen nicht berichten, wer dort gewesen ist oder was dort gesagt wurde. Ich kann nur berichten, was ich gesagt habe.

Sehen Sie... die Wirtschaft... und die Imperien... verlaufen zyklisch", so habe ich angefangen. Ich dachte, ich sollte mit den Grundlagen beginnen, da ich nicht wusste, was sie dachten.

"Wachstum... dann Reife... und dann der Niedergang. So läuft es. Um also eine Vorstellung zu bekommen, was vor uns liegt, müssen Sie herausfinden, an welchem Punkt des Zyklus wir uns befinden."

Man kann es nie sicher wissen, aber es gibt aussagekräftige Zeichen. Der Kreditzyklus befand sich seit der Weltwirtschaftskrise im Aufschwung. Zuerst gab es die Verbraucherkredite der Warenhäuser seit den Zwanzigern. Dann gab es einige Hypothekenkredite... und dann einige Kredite für Anleger am äußeren Rand. Aber während der Dreißiger war die finanzielle Belastung so hoch, dass die meisten Menschen ihre Schulden bereuten und sie abbezahlten. Oder sie wurden zahlungsunfähig."

Damals konnte man eine Hypothek bekommen, wenn man 50% auf den Tisch legte, und das Geld insgesamt in drei bis fünf Jahren abbezahlt hat. Doch dann richtete Franklin Roosevelt den FHA ein... zusammen mit Fannie Mae. Und schon sehr bald, konnte man 80% des Hauspreises leihen und das Geld über die nächsten 15 Jahre abbezahlen."

Die Nutzung der großen Kreditkarten - MasterCard und Visa - war bis in die Sechziger noch nicht sehr weit verbreitet. Und dann fingen die Kredite immer steiler an zu steigen. Die Gesamtverschuldung lag in den Fünfzigern und Sechzigern bei ungefähr 150% des Bruttoinlandsprodukts... aber sie ist dann schnell gestiegen. In den ersten 10 Jahren dieses Jahrhunderts konnte man eine Hypothek auf 110% des Hauspreises bekommen - und das auch noch auf einen inflationierten Preis. Und man konnte sich 30 Jahre Zeit lassen, das Geld zurückzuzahlen."

Und was die Kreditkarten anbelangt, ist hier kaum ein Tag vergangenen, an dem man in Amerika in der Post keine neue fand... normalerweise immer mit einer noch höheren Belastungsgrenze. Die Schulden sind immer weiter gestiegen... und gestiegen... bis auf 350% des Bruttoinlandsprodukts. Und am Ende ist die gesamte Schuldenblase in die Luft geflogen."

Sie dürfen nicht vergessen, dass die amerikanische Wirtschaft - ja, sogar ein großer Teil der gesamten Weltwirtschaft - sich immer stärker auf die Schulden als eine Möglichkeit zur Expansion verlassen hat. Zuerst konnte man 1,50 Dollar leihen... das Geld ausgeben und investieren... und das würde zu einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukt um einen Dollar führen. Aber im Laufe der Zeit, brauchte man immer mehr Schulden, um beim Bruttoinlandsprodukt die gleichen Ergebnisse zu sehen. Derjenige, der 1,50 Dollar geliehen hat... brauchte jetzt schon einen Teil davon, um die Zinsen für das zu zahlen, was er bereits zuvor geliehen hatte. Irgendwann brauchte man mehr als 6 Dollar, um einen einzigen Dollar mehr beim Bruttoinlandsprodukt zu erzielen."

Das kann nicht lange gut gehen

Sie sehen selbst, dass das nicht lange gut gehen kann. Das Bruttoinlandsprodukt ist so etwas wie das nationale Einkommen. Man kann nicht damit leben, dass die Schulden sechsmal so schnell wachsen wie das Einkommen - zumindest nicht sehr lange."

Aber vergessen Sie nicht, dass sich die amerikanische Wirtschaft auf dieses von Schulden getriebene Wachstum verlassen hat. Ohne weitere Kredite, würde die Wirtschaft weiter abrutschen... und genau das passiert gerade."

Wir haben den Wendepunkt erreicht. Die Finanzindustrie hat sich selbst in die Luft gejagt. Sie musste feststellen, dass all diese Kredite, von Leuten, die keinen Geldfluss hatten, um die Schulden zu begleichen, nicht das wert waren, was sie wert sein sollten. Wir befinden uns jetzt im Kreditzyklus auf dem Weg nach unten... und vermutlich ebenso im imperialen Zyklus."

Und jeder will wissen, wie lange es dauern wird, ehe wir eine echte Erholung erreicht haben werden. Und dann scheint jeder... wirklich jeder... zu glauben, dass die Regierung neues Wachstum bewirken kann, indem sie der Öffentlichkeit eine noch höhere Schuldenlast aufbürdet... diesmal sind es Staatschulden. Und jetzt das... Die Regierung erhöht die Schulden des Systems in einer Geschwindigkeit, die viermal höher ist als die bisher verzeichnete."

Der Staat... und damit sind alle meine amerikanischen Leser gemeint... hat ein Haushaltsdefizit von 1,8 Billionen Dollar in diesem Jahr anlaufen lassen. Es könnte höher sein. Wie viel mehr Bruttoinlandsprodukt erzielen sie durch all diese Schulden? Nun, das ist eine gute Frage... denn das Bruttoinlandsprodukt fällt gerade. Die jüngsten Zahlen zeigen, dass es in den Vereinigten Staaten um 6% im Jahr fällt. Und das zählt noch zu den besseren Zahlen weltweit. Den Exportländern - ganz besonders Deutschland und Japan - geht es noch viel schlechter. Das Bruttoinlandsprodukt fällt in Deutschland um 14%. Und in Japan um 15%."

Die Regierungsvertreter fügen also neue Kredite (Schulden) im Wert von Billionen hinzu, und sie erzielen damit kein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts - nichts und wieder nichts. Mit anderen Worten, wachsen die Schulden unendlich viel schneller als das Bruttoinlandsprodukt."

Wie lange kann es noch so weitergehen? Niemand weiß es. Aber eine Sache weiß ich, und das ist, dass die Wirtschaft nicht wieder steigen wird und gutes, altmodisches Wachstum zeigen wird. Wir befinden uns in einem Prozess des Schuldenabbaus. D.h. wir befinden uns auf der Kehrseite des Kreditzyklus. Wir werden die Schulden los und fügen keine neuen hinzu."

Wenn ich gerade eine aktuelle Tageszeitung vorliegen hätte, dann würde ich jetzt auf die Schlagzeilen verweisen."

Die Rezession verwandelt die Einkaufszentren in Geisterstädte", schreibt das Wall Street Journal. Die Einkaufszentren werden immer leerer, weil sie für eine Welt geschaffen wurden, die es so nicht mehr gibt. Sie wurden für eine Welt gebaut, in der die Menschen ihre Schulden wesentlich schneller erhöhen und in der die Verbraucherausgaben wesentlich schneller steigen als die Nettoeinkommen. Jetzt müssen die Leute ihre Ausgaben einschränken, um ihr Schuldenniveau zu senken - und sie können es sich nicht mehr leisten, zum Einkaufszentrum zu fahren. Als Unternehmen oder Investition müssen die Einkaufszentren zu einem schlechten Ort für Ihr Geld geworden sein."

Der Privatsektor wird keine weiteren Schulden mehr aufnehmen", fuhr ich mit meinen Erklärungen fort. Die Leute wissen, dass es sich nicht auszahlt. Und sie haben schon zu hohe Schulden. Der Privatsektor wird keine neue Wachstumsperiode anfangen, ehe sie nicht abbezahlt oder abgearbeitet wurden oder die Leute erkannt haben, dass sie die Schulden nicht bezahlen können oder ehe sie sich nicht vor einen großen Teil ihrer aktuellen Schuldenlast gedrückt haben. Ich gehe davon aus, dass Schulden im Wert von ungefähr 20 Billionen Dollar verschwinden müssen. Und das wird seine Zeit dauern. Und eine Menge schmerzlicher Entscheidungen müssen von einer Menge Menschen getroffen werden. Schlechte Unternehmen, Investitionen und Ausgaben müssen neu überdacht werden... und in Ordnung gebracht. Die Schulden müssen reduziert werden.

Und das ist der Grund, warum der aktuelle Abwärtstrend morgen nicht enden wird.

Wenn ich das Beispiel mit dem Einkaufszentrum vorliegen hätte, dann hätte ich erklären können, dass ein Einkaufszentrum eine Art Anlage aus der Blasen-Ära darstellt, die jetzt umstrukturiert werden muss. Nachdem das industrielle Zeitalter in Amerika vorbei war, fand sich das Land mit leeren Fabriken und Lagern wieder. Sie wurden überwiegend abgeschrieben und zerstört. Einige wurden umgebaut - in Lofts oder in Einkaufszentren. Jetzt ist das Zeitalter des Einzelhandels vorbei, und wir müssen neue Verwendungsmöglichkeiten für die Einkaufzentren finden."

Das wird seine Zeit brauchen", erklärte ich den Zuhörern... und dann machte ich eine Pause, um zuzuhören und ein paar Krabben zu essen.
 
Quelle:
http://www.investor-verlag.de/boersenwissen/kapitalschutz/das-leben-in-einer-blase/
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