Autor Bill Bonner - Kolumne Die Weltwirtschaft meldet sich krank

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Bill Bonner Berichte & Kolumnen vom 16.01.2009

Quelle: Auszug aus dem Newsletter "Kapitalschutz Akte"

 
Die Weltwirtschaft meldet sich krank
Am Montagmorgen hat sich die Weltwirtschaft krank gemeldet und ist nicht zum Dienst erschienen. Ein Bericht von Bloomberg bestätigt die Nachrichten aus der vergangenen Woche: Die amerikanische Wirtschaft hat im vergangenen Jahr mehr Stellen verloren als zu irgendeiner anderen Zeit seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Arbeitslosenrate ist heute auf dem höchsten Stand in 16 Jahren.

Die Ökonomen sehen die längste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg vor uns liegen", ist eine Schlagzeile bei Reuters. Die Ökonomen sind immer die, die am wenigsten wissen, was los ist. Wenn sie eine lange Rezession sehen, dann ist sie vielleicht schon vorbei? Aber nein... diesmal denke ich, dass es sogar die Ökonomen richtig erfasst haben.

Das ist schlimmer als die Sparkassenkrise", sagte mein alter Freund Jim Rogers vor einem Jahr. Das ist das erste Mal - das ist die schlimmste Kreditblase, die wir je in der amerikanischen Geschichte hatten. Nein - noch nie in der amerikanischen Geschichte waren die Leute in der Lage, ein Haus zu kaufen, ohne Geld auf den Tisch zu legen, niemals. Das ist zu keiner Zeit irgendwo auf der Welt so gewesen. Also haben wir die schlimmste Kreditblase.

Es wird viel Zeit vergehen, ehe wir da wieder herausgefunden haben werden. Man kann eine Blase nicht innerhalb von nur sechs Monaten heilen... dazu braucht man fünf oder sechs Jahre."

Die Weltwirtschaft kränkelt ganz deutlich. Aber was stimmt hier wirklich nicht?"

Im Jahr 1945 war die Kriegswirtschaft plötzlich nicht mehr im Geschäft. Die Bestellungen für Panzer und Schusswaffen kamen nicht mehr. Die Wirtschaft fühlte sich nicht gut. Die Wirtschaftwissenschaftler befürchteten, dass die Vereinigten Staaten zurück in eine Rezession im Stile der Rezession der Dreißiger fallen könne. Die Investoren haben in Erwartung dessen ihre Aktien ausverkauft.

Stattdessen sind die Soldaten nach Hause zurückgekehrt und sie haben geheiratet. Die Frauen haben ihre Jobs aufgegeben und keine Flugzeuge mehr gebaut und sie haben angefangen, Familien zu gründen. Dann fingen die neugegründeten Familien an, das Geld auszugeben, das sie in den Kriegsjahren gespart hatten. Und dann kamen die Bestellungen für Kühlschränke, Häuser und Autos... und die Krankheit ist wieder verschwunden.

Wieder einmal fühlt sich die Wirtschaft so, als habe sie sich eine Grippe eingefangen. Und wieder einmal kann der Grund dafür auf eine Wetteränderung zurückgeführt werden. Nach so vielen Jahren, in denen die Amerikaner weit über ihren Verhältnissen lebten, fangen sie jetzt zögerlich damit an, unter ihren Verhältnissen zu leben. Anstatt jeden Nickel auszugeben, den sie verdienen und dazu noch einige, die sie nicht verdient haben, fangen sie jetzt endlich wieder an zu sparen. Nicht dass sie das wollten, aber sie müssen. Die leichten Kredite sind verschwunden.

Und deswegen kommen die Neubestellungen für Autos, Küchen mit Granitarbeitsplatten und neue Fernseher nicht mehr herein.

Doch diesmal gibt es keine Soldaten, die wieder nach Hause kommen - oder wenigstens nicht so viele, dass es einen Unterschied machen würde. Und es gibt keine Frauen, die ihre Stelle bei den Flugzeugbauern aufgeben, um eine Familie zu gründen. Und keinen Zunder um das Feuer unter einem neuen Ausgabenboom der Verbraucher zu entzünden - die Leute haben heute triefende Schulden und keine Ersparnisse.

Das ist nicht nur für die Vereinigten Staaten ein Problem. Es ist ein Problem für die ganze Welt. Die Amerikaner waren die Konsumenten der Welt. Man konnte sich darauf verlassen, dass sie Geld ausgeben würden - selbst dann noch, als sie schon kein Geld mehr hatten, das sie hätten ausgeben können. Und sie kauften die Elektronikgeräte, die von den Chinesen hergestellt wurden, den Wein aus Chile, die Autos aus Japan.

Und sie waren die Dummköpfe des letzten Auswegs für den gesamten Planeten. Jetzt kommen die amerikanischen Verbraucher wieder zu Sinnen, und die gesamte Weltwirtschaft fühlt sich ein wenig kränkelnd.

Auf sich selbst zurückgeworfen, versuchen die Leute sich anzupassen. Die chinesischen Fabriken schalten nach und nach um. Anstatt das Zeug für die Leute in Minnesota herzustellen, stellen sie heute Produkte für die Leute im Reich der Mitte her. Entlassene japanische Autoherstellern könnten anfangen, Nudelstände zu eröffnen. Auf die eine oder andere Art wird sich alles ergeben... und die Krankheit wird vorübergehen.

Doch die Quacksalber drohen, die Krankheit noch viel schlimmer werden zu lassen. Sie liefern natürlich nur die üblichen Elixiere - in gewaltigen Dosen.

Was die fiskalischen Konjunkturprogramme anbelangt, sagt der neu gewählte Präsident, dass er das TARP-Programm dahingehend ändern wird, dass noch mehr Steuerzahler davon verleitet werden - und nicht nur einige der ganz Großen an der Wallstreet. Er sagt, dass er darauf abzielt, 4,1 Millionen neue Arbeitsplätze zu schaffen. Schon jetzt geht das Haushaltsbüro des Kongresses davon aus, dass die amerikanischen Defizite im Jahr 2009 bei 1,18 Billionen liegen werden - noch ehe Obamas neues Konjunkturprogramm berücksichtigt wurde.

Was die monetären Konjunkturprogramme anbelangt, ist nichts mehr übrig; die Zentralbank kann die Zinssätze nicht noch weiter senken. Wenn sie die Raten noch weiter nach unten drücken wollten, dann müssten sie die Kreditnehmer dafür bezahlen, dass sie das Geld nehmen.

Aber das neue Supermedikament der Zentralbank ist die Politik der quantitativen Erleichterung." Was soll das sein, werden Sie sich jetzt sicher fragen? Es beschreibt den letzten Plan der Zentralbank, die giftigen Assets von den Banken zu kaufen. Die Banken werden so ihre Reserven erhöhen.

Wenn sie weiter das gleiche Verhältnis zwischen Krediten und Reserven aufrecht erhielten, dann würden sie mehr Geld verleihen müssen, das erzeugt Geld aus dünner Luft". Mit anderen Worten, gibt es zwischen der quantitativen Erleichterung" und dem Drucken von Geld" nicht mehr genug Platz, um ein U-Bahn-Ticket dazwischen schieben zu können.

Bislang hat diese neue Behandlungsmethode noch keine Anzeichen einer Erholung erkennen lassen. Aber keine Sorge, die Quacksalber werden nicht aufgeben. Sie werden immer höhere Dosen verschreiben - bis der Patient gestorben sein wird.
 
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