Autor Bill Bonner - Kolumne Entblößte Wirtschaftwissenschaftler

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Bill Bonner Berichte & Kolumnen vom 11.08.2009

Quelle: Auszug aus dem Newsletter "Kapitalschutz Akte"

 
Entblößte Wirtschaftwissenschaftler
Die Wirtschaftskrise hat wenigstens ein Gutes, sie hat die violetten Roben weggeweht, die die Wirtschaftswissenschaftler trugen und ihre nackten Flanken zum Vorschein gebracht. Und trotzdem haben sie die Schläge, die sie von der Presse bekommen, nicht verdient - mit ihren höhnischen Bemerkungen und ihren sarkastischen Kommentaren. Sie verdienen etwas Besseres - Prügel mit Schlagstöcken.

Sogar Alan Greenspan hat zugegeben, das er einen Mangel\" in seinem eigenen Denken gefunden habe. Wir müssen uns das Gekicher aus den hinteren Reihen vorstellen - falls dort noch jemand wach war. Es war so, als habe Stalin zugegeben, dass er seiner Mutter gegenüber ungezogen war oder Bernie Madoff wegen Ladendiebstahls eine Entschuldigung vorgebracht. Das mea war in Ordnung, aber die culpa kam den Tatsachen nicht sehr nah. Greenspan ist mehr als irgendein anderer heute lebender Mensch für das größte Finanzdebakel der Geschichte verantwortlich;

Derweil hat die Queen of England die London School of Economics besucht und eine Frage gestellt: Warum hatten die Wirtschaftwissenschaftler bei dieser Geschichte die Nase nicht vorn?

Sie haben im vergangenen Monat auf diese Frage geantwortet. In einem dreiseitigen Brief haben sie die einfache Wahrheit umgangen - dass ihr Geschäft nicht wesentlich zuverlässiger ist als die Vorhersage der Zukunft und die Eheberatung. Der Brief behauptete, dass eine Psychologie der Leugnung\" verhindert habe, dass die Augen der Regierung und der Finanzen die Katastrophe erkannten, die vor ihnen lag. Es sei ein Scheitern der kollektiven Vorstellungskraft bei vielen schlauen Köpfen\", sagten sie.

Eine Welt ohne Gestern und Morgen

In Wahrheit war das genaue Gegenteil der Fall - es war die ungezügelte Phantasie. Die Wirtschaftwissenschaftler haben sich vorgestellt, dass es eine Welt ohne Gestern und Morgen geben könne... eine Welt, die für immer und ewig Schulden anlaufen lassen könne und diese nie wieder zurückzahlen muss.

In der vergangenen Woche hat Geithner den Chinesen versprochen, dass die amerikanische Wirtschaft sich dank der Nachfrage aus dem Privatsektor erholen würde. Das war seine Art Amerikas größtem Kreditgeber zu versichern, dass der öffentliche Sektor nicht weiterhin große Defizite würde anlaufen lassen - was im Grunde genommen eine unumwundene Lüge war. Aber es ist eine Sache, die Chinesen zu betrügen, es ist eine andere Sache, die Zeit einzufrieren.

Woher soll das Geld für den Konsum kommen?

Angepasst an die Inflation sind die amerikanischen Verbrauchereinnahmen gegenüber den Siebzigern kaum gestiegen. Einigen Messungen zufolge stand ihnen im Jahr 2007 weniger frei verfügbare Kaufkraft zur Verfügung als im Jahr 1973. Und jetzt fällt das Einkommen der amerikanischen Verbraucher weiter. Im Juni spiegelten die Zahlen den größten Einbruch bei den Einkommen in vier Jahren. Die Löhne und Gehälter sind im Juni um 0,4% gefallen... das ist der neunte Einbruch in den vergangenen 10 Monaten. Wie ist es möglich, dass ein Verbraucher mehr ausgibt.

Ich stelle diese altbekannte Frage nur, um eine unbekannte Antwort zu geben. In der Vergangenheit haben die Verbraucher in die Zukunft vorgegriffen. In vielen Fällen haben sie noch über die Zukunft hinaus gegriffen. Die Verbraucher haben Geld ausgegeben, das sie noch nicht verdient hatten... und damit die Käufe vorgezogen, die eigentlich erst in vielen Jahren hätten erfolgen sollen. Die Auswirkungen davon haben insgesamt 35 Billionen Dollar zusätzlicher Ausgaben für die Weltwirtschaft gebracht - allein aus Amerika - im Laufe der großen Kreditexpansion in den Jahren 1945 bis 2007. Und das ist der Grund, warum wir jetzt eine Krise haben - weil die Verbraucher schon ausgegeben haben, was sie eigentlich erst jetzt ausgeben würden.

Die Zeit rächt sich immer

Heute ist es die Vergangenheit, die sich holt, was ihr zusteht. Die Autos, die im Jahr 2006 gekauft wurden... das Haus, das im Jahr 2005 gekauft wurde... der Urlaub, den man 1999 gemacht hat - die Gespenster der Ausgaben aus den vergangenen Jahren greifen jetzt nach den Gehaltsschecks der Amerikaner.

Die Verbraucher haben natürlich in einigen Fällen mehr ausgegeben, als sie vernünftigerweise je würden zurückzahlen können. Sie haben so weit vorgegriffen, dass die armen Gespenster ganz enttäuscht sind. Die Kreditgeber stellten fest, dass sie ihr Geld nie zurückbekommen würden, und das hat zur Kreditkrise und zum Einbruch der Wall Street geführt. Von den fünf Großen - Bear, Lehman, Goldman, JPMorgan und Merrill - haben nur zwei die Krise intakt überlebt. Und wir wissen jetzt, dass Goldman nur überlebt hat, weil Henry Paulson, einstiger Geschäftsführer bei Goldman und anschließend Finanzminister, eine versteckte Rettung organisiert hat. Er hat die Regierung zur Hilfe eilen lassen, um AIG zu retten, die Goldman 13 Milliarden Dollar schuldeten.

Von einem Betrug zum nächsten... von der Rettung der Wall Street zur Rettung der gesamten Weltwirtschaft. Je mehr Konjunkturprogramme daran scheitern, die große Erholung zu bringen, desto mehr Wirtschaftwissenschaftler verlangen nach weiteren Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft.

Was denken sie denn? Nachdem weder der Privatsektor noch der öffentliche Sektor irgendwelche Ersparnisse aus der Vergangenheit hat, muss die zusätzliche Nachfrage in beiden Bereichen aus der Zukunft geliehen werden. (Wobei wir die quantitative Lockerung\"... oder Stimuli im Stile Simbabwes einmal als noch größeren Betrug außer Acht lassen wollen...)
 
Quelle:
http://www.investor-verlag.de/boersenwissen/kapitalschutz/entbloesste-wirtschaftwissenschaftler/
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