Bill Bonner Berichte & Kolumnen vom 27.01.2009 |
Quelle: Auszug aus dem Newsletter "Kapitalschutz Akte" |
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| Nur die Wall Street macht nicht mit |
Die Euphorie war am Tag der Vereidigung des neuen Präsidenten fast universell... außer an der Wall Street.
Dad, du solltest nicht über Obama herziehen", sagte meine Tochter Maria, die aus Kalifornien anrief. Ich habe die Amtseinführung gestern verfolgt. Es war bewegend. Wirklich bewegend. Sie schienen so nette Menschen zu sein... und sie wollen wirklich das tun, was richtig ist. Zumindest wirkt es auf mich so..."
Ich habe mir die Nachrichten im Fernsehen angesehen. Die britische Presse konzentrierte sich auf das Thema der Rasse. Schwarze wurden von BBC interviewt und sprachen von einem historischen Moment".... davon, dass die Träume Martin Luther Kings nun endlich Wirklichkeit geworden wären... von einer Ära der neuen Beziehungen zwischen den Rassen. Es gab Jubel und Tränen.
Ich habe den Rassismus nie geschätzt, also bin ich auch nicht besonders traurig, wenn ich die Nachrufe auf den Rassismus lese. Abgesehen davon war mir der Bericht des Gerichtsmediziners sowieso verdächtig. Ich würde gerne das Schild am dicken Zeh sehen, nur um sicher sein zu können.
Und immer noch will jeder, dass Obama Erfolg haben wird. Seine Mutter und seine Großmutter blicken aus dem Himmel auf ihn hinab. Seine Verwandten in Kenia, seine Partei, sein Land, die gesamte Welt. Sogar die verhärteten Zyniker in meinem Büro wünschen ihm das Beste.
Aber ich wurde nicht erst gestern geboren.
Das Gleiche gilt auch für den Aktienmarkt. Der Mann, der von der Presse und der Öffentlichkeit den herzlichsten Empfang erhielt, wurde von der Wall Street auf ruppige Weise behandelt. Es war der schlimmste Ausverkauf am Tag einer Präsidentenvereidigung in der Geschichte. Der Dow ist um 332 Punkte eingebrochen. Öl wurde für 40 Dollar gehandelt. Der Dollar wurde stärker, er stieg auf 1,28 Dollar je Euro.
O! Bama! Wo bleibt der Auftrieb? Vielleicht ist er auch schon vorbei: Von den Tiefstwerten im Oktober bis zu den neuen Höchstwerten vor einigen Wochen, haben die Aktien weltweit ein Viertel dessen wieder zugelegt, was sie verloren hatten. Nun sieht es so aus, als würden sie wieder fallen.
Ich weiß nicht, was der Aktienmarkt erwartet. Aber ich sehe eine Menge Schwierigkeiten auf uns zukommen.
Die Häuser in Südkalifornien sind gegenüber dem Gipfel um 35% eingebrochen.
Japan sagt, die Wirtschaft würde rapide schwächer".
Air France warnt, dass Verluste wahrscheinlich sind", lautete eine Schlagzeile am Tag nach der Vereidigung. Der deutsche Einzelhandel wird bis zu 15.000 Stellen abbauen", lautete eine andere.
Aber die großen Nachrichten kamen aus dem Bankensektor.
Die amerikanischen Banken sind im Grunde genommen insolvent", sagte Nouriel Roubini. Er geht davon aus, dass die Verluste in den Vereinigten Staaten auf bis zu 3,6 Billionen Dollar steigen könnten - ein Großteil davon bei Banken und Broker-Händlern. Und damit ist dieser Sektor etwas knapp bei Kasse. Das Bankensystem der Vereinigten Staaten hat nur 1,4 Billionen Dollar Kapital.
Vergangene Woche meldete die Bank of America einen Quartalsverlust von 1,79 Milliarden Dollar... der erste Verlust, den sie in 18 Jahren verbuchen musste. Die Citigroup hat die Bank sogar noch übertroffen, mit einem Verlust von 8,29 Milliarden Dollar im letzten Quartal des Jahres 2008.
Und wie die Wirtschaft Japans in den Neunzigern, kann das Boot der Wirtschaft seine Lage nicht korrigieren, ehe diese Ladung über Bord gekippt wurde. Aber die Regierungen sind mit dem Fall beschäftigt. Sie bekämpfen die Korrektur mit jedem Mittel, das ihnen zur Verfügung steht.
Obama sagt, sein Team wolle kühn und zügig" Maßnahmen einleiten, um sich mit diesem Problem zu befassen. Doch die Tat, zu der sie schreiten werden, wird ängstlich und langsam sein. D.h. dass sie versuchen werden, festzuhalten... zu schützen, was sie haben... und eine Veränderung um jeden Preis zu verhindern. Yes we can!", werden sie sagen. Aber sie können die Fehler einer ganzen Generation nicht verschwinden lassen - ganz besonders dann nicht, wenn sie versuchen, die Korrektur zu verhindern.
Die wirklich kühnen und schnellen Lösungen würden vermutlich zu einem Amtsenthebungsverfahren führen. Es wäre einfach, bekannt zu geben, dass die Regierung unter Obama der Natur ihren Lauf lassen wird. Keine weiteren Rettungen, keine weiteren Konjunkturpakete. Keine weiteren Regierungsgarantien oder Schecks, um Steuern zurückzuzahlen.
Keynes ist tot", sollte Obama sagen; " die Banker werden bekommen, was sie verdient haben.
Innerhalb von Tagen wäre dann der gesamte Bankensektor pleite... zusammen mit GM... und Tausenden von Unternehmen überall im Land. Millionen von Menschen hätten dann ihren Job verloren. Die Aktien würden auf 3.000 Punkte auf dem Dow fallen... vielleicht sogar noch tiefer. Es würde Totenklagen von den Witwen geben, deren Ehemänner vor Züge gesprungen sind oder sich die Handgelenke aufgeschnitten haben... Millionen würden mit den Zähnen knirschen, deren Hoffnungen auf etwas gegen nichts plötzlich zerschlagen wurden... und es würden die Massen durch die Straßen laufen und eine Revolution läge in der Luft.
Wenige Tage später würden die Banken, die noch zahlungsfähig sind, die Scherben aufsammeln und nach und nach würde die Wirtschaft wieder genesen... auf einer solideren Basis.
Aber machen Sie sich deswegen keine Sorgen, liebe Leser. Das wird nicht passieren. Stattdessen wird Mr. Obama einen vorsichtigeren Weg einschlagen. |
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